Mahnung eines Neugetauften

  Anlässlich des ersten Treffens des katholisch-muslimischen Forums (4. - 6. Nov. 2008 im Vatikan) hat Magdi Allam, Vize-Direktor der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera und ehemals Moslem, der in der Osternacht 2008 im Petersdom auf den Namen Christian getauft wurde, auf seiner Internet-Seite einen offenen Brief an Benedikt XVI. veröffentlicht.
Er äußert seine Sorgen bezüglich des "schweren religiösen und ethischen Abdriftens, das ins Herz der Kirche selbst hineingetragen und dort propagiert wird". Er hält es für "lebensnotwendig für das Allgemeinwohl der katholischen Kirche, … der Christenheit und der abendländischen Zivilisation", dass Benedikt XVI. eine "klare und verbindliche" Erklärung zur "Grundfrage" abgibt, welche die Kirche in Verruf bringt: "Ist es vorstellbar, dass die Kirche den Islam als Religion legitimiert bis dahin, Mohammed als Propheten zu betrachten?"
Er erklärt: "Ich sage es Euch in aller Aufrichtigkeit und bewegt von einer konstruktiven Absicht, die objektive Wahrheit ist das Gegenteil dessen, was Kard. Tauran vorstellt… Die Wahrheit ist, dass der islamische Extremismus natürlich dem wahren Islam entspricht, der ein Ganzes mit dem Koran ist, der seinerseits als Ganzes mit Allah gesehen wird. Die Wahrheit ist, dass es keinen gemäßigten Islam gibt, wie es Kard. Tauran selbst vertreten hat, wohingegen es sicherlich gemäßigte Moslems gibt."
"Ich frage mich, ob die Kirche sich bewusst ist, dass sie dadurch, dass sie dies nicht sagt, und dadurch, dass sie sich nicht zur Zeugin der Einzigartigkeit, des absoluten Charakters, der Universalität und der Ewigkeit der Wahrheit in Christus macht, zur Komplizin der Errichtung eines weltweiten Pantheons der Religionen wird, wo alle glauben, dass jede Religion Verwalter eines Teils der Wahrheit ist, auch wenn jede Religion sich das Monopol der Wahrheit zuschreibt?
Warum soll man nach all dem erstaunt sein von der Tatsache, dass das Christentum, welches auf die selbe Stufe wie eine Unmenge anderer Glaubensrichtungen und Ideologien gestellt wird, welche die unterschiedlichsten Antworten auf die geistlichen Bedürfnisse geben, aufhört zu faszinieren, zu überzeugen und den Geist und die Herzen derselben Christen zu erobern, welche immer mehr die Kirchen verlassen, welche die priesterliche Berufung fliehen und noch allgemeiner sich von der religiösen Dimension ihres Lebens ausschließen?"
"Für mich ist das Christentum nicht eine bessere Religion als der Islam, oder die vollständige Religion der vollkommenen Offenbarung im Vergleich zu einem Islam, der als eine unvollständige Religion der unvollkommenen Offenbarung angesehen wird. Für mich ist das Christentum die einzige wahre Religion, weil Er der wahre Jesus ist, der Gott, welcher Mensch geworden ist, und der unter uns Menschen durch Seine guten Taten Zeugnis abgelegt hat für die Wahrheit, für die Vernunftgemäßheit und für die Güte des Christentums."
"Es war gerade meine Erfahrung als gemäßigter Muslim, welcher den Traum eines gemäßigten Islam verfolgte, die mich verstehen ließ, dass man sicherlich als Individuum ein gemäßigter Muslim sein kann, aber dass absolut kein gemäßigter Islam existiert."
Das Christentum und die westliche Zivilisation sterben heute an der inneren Wunde des Nihilismus und des Relativismus, die Kirche hat ihre Seele verloren, unter dem Druck des von Natur aus aggressiven Eroberungskrieges des islamischen Extremismus und Terrorismus, verbunden mit dem Abgleiten einer globalisierten Welt, die sich an der westlichen Modernität, aber nur in ihrer materialistischen und konsumistischen Dimension inspiriert, während sie ihre spirituelle Dimension nicht integriert hat."

(CNS/magdiallam, 17.1.2008)
Zusammengefasst und übersetzt aus DICI 188, 18.1.2008 von Thomas Ehrenberger


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